Betrüger betreiben Marktforschung. Vergleicht man das Geschäft mit dem Versicherungsbetrug mit anderen Geschäftsmodellen, so muss man leider feststellen, dass Versicherungsbetrug ein lohnendes Geschäft ist.
Versicherungsbetrug zahlt sich aus
Die Gewinne sind hoch und das Risiko, gefasst zu werden sowie das Strafmaß nach einer eventuellen Verurteilung sind gering. Diese Betrüger sind schlau. Sie tun viel dafür, nicht entdeckt zu werden. Sie nutzen unterschiedliche Vorgehensweisen, verschiedene Versicherer, falsche Identitäten – alles, um sicherzustellen, dass sie nicht gefasst werden.
Betrugsnetzwerke
So entwickeln sich letztlich auch diese Betrugsmethoden. Provozierte Unfälle, inszenierte Unfälle und betrügerische Vermittlung sind heute Realität. Das liegt in erster Linie an einem Mangel an Kooperation zwischen den verschiedenen Versicherern.
Die traurige Nachricht ist, dass es zu häufig vorkommt, dass einem identifizierten Betrüger eine Versicherungspolice gekündigt wird, er aber noch am selben Tag zu einem anderen Versicherungsunternehmen gehen und dort eine Versicherung beantragen kann und ihm diese noch am selben Tag bewilligt wird.
Was wir ebenfalls in unserer Praxis beobachten können, ist, dass eine Person A bei Versicherer A eine Untersuchung zu einem Betrugsnetzwerk durchführt, ohne zu wissen, dass eine Person B bei Versicherer B um die Ecke genau die gleiche Untersuchung zu exakt demselben Netzwerk und zu exakt denselben Personen durchführt. Dies geschieht, ohne dass der eine von den Aktivitäten des Anderen weiß.
Eine Lösung des Problems ist schnell bedacht. Die Umsetzung dieser Lösung jedoch gestaltet sich ungleich schwieriger.
Kräfte bündeln
Wir sollten unsere Kräfte bündeln. Kräfte bündeln, u. a., indem wir Daten austauschen, aber auch durch Kooperationen bei Untersuchungen zu Betrugsfällen und durch gemeinsames Lernen. Gemeinsam lernen, wie die modernsten Betrugsmethoden funktionieren, um sicherzustellen, dass wir den Betrügern stets einen Schritt voraus sind.
Die Betrüger suchen stets nach Schwachstellen. Nach einem ersten Schritt, in dem wir diese Art von Informationen auf nationaler Ebene miteinander teilen, sollten wir dies in einem zweiten Schritt auch grenzüberschreitend tun. Erlauben Sie Versicherern den Zugriff auf Ihre nationale Betrugsdatenbank, um zu verhindern, dass Betrüger von einem zum nächsten Land und von einem Versicherer zum nächsten ziehen, und um zu verhindern, dass sie in unseren Büchern auftauchen.
Nationaler Betrugspool
Lassen Sie mich von einem Fallbeispiel aus der Praxis berichten. Es geht um einen Fall aus einer unserer nationalen Betrugsdatenbanken. In dieser nationalen Betrugsdatenbank wurde ein großes Betrugsnetzwerk aufgedeckt. Es begann mit einer realen Schadensforderung, die sich im Nachhinein als opportunistischer Betrug entpuppte. Aus diesem opportunistischen Betrug hat sich etwas Größeres entwickelt, indem mehr Freunde, mehr Versicherungsunternehmen und auch Autovermietungsunternehmen mit hineingezogen wurden, die ebenfalls Teil des Systems waren.
Dieses Betrugsnetzwerk wechselte von einem Versicherer zum nächsten. Aufgrund der Tatsache, dass wir Daten in unserer nationalen Betrugsdatenbank teilen, waren wir in der Lage, die einzelnen Punkte irgendwann zu einem großen Ganzen zu verbinden.
Betrüger agieren Grenzüberschreitend
Anfang des Jahres wurde diese Betrugsgruppierung verurteilt. Das Strafmaß war jedoch gering, sodass wir nicht wissen, wo diese Gruppe beim nächsten Mal auftauchen wird.
Ich frage mich ernsthaft, warum es so kompliziert ist. In meinen 20 Jahren in der Versicherungsbranche bin ich noch nicht einem Menschen begegnet, der Betrüger versichern möchte. Nichtsdestotrotz sehe ich tagtäglich, wie schwer es ist, die Kräfte gegen Versicherungsbetrug auf nationaler Ebene zu bündeln. Ganz zu schweigen vom Versuch, dies grenzüberschreitend zu realisieren. An den technischen Möglichkeiten scheitert das Unterfangen heute nicht mehr. Lassen Sie sich also nicht durch wirtschaftliche Erwägungen davon abbringen, Versicherungsbetrug effektiv zu bekämpfen.