37 % der Versicherer weltweit zählen laut Allianz Risk Barometer 2019 Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen zu den größten Risiken. 2.400 Versicherer aus 86 Ländern nahmen an der Umfrage teil. Auf Platz drei der zehn größten Risiken folgen Naturkatastrophen.
Betriebsunterbrechungen und Cyberrisiken schwerwiegendste Verlustposten
Im Durchschnitt liegt der Schaden für eine Betriebsunterbrechung bei 3,4 Millionen US-Dollar. 2014 belief sich der Betrag noch auf 2,4 Millionen US-Dollar. In schwerwiegenden Fällen können die Verluste bis in die Milliarden gehen.
Für Betriebsunterberechnungen kann es viele verschiedene Gründe geben. Sachschäden durch Brände oder Wetterereignisse sind jedoch weniger häufig als vermutet die Ursache dafür. In vielen Unternehmen werden Unterbrechungen durch Ausfälle in ihren Computersystemen, Produktrückrufe aufgrund von Qualitätsproblemen oder politische Unruhen, Demonstrationen und Terrorismus verursacht. So sahen sich Ende 2018 beispielsweise französische Ladenbesitzer dazu gezwungen, ihre Läden wegen der Gelbwesten-Proteste für vier Wochenenden zu schließen, was zu geschätzten Verlusten von ca. 1,1 Milliarden US-Dollar führte.
Viele Versicherer schätzen, dass das Risiko von Cyberkriminalität dem Risiko einer Betriebsunterbrechung gleichkommt. Tatsächlich liegt einer Betriebsunterbrechung häufig ein cyberbedingtes Risiko zugrunde. Cybergefahren sind besonders gefürchtet, da viele Unternehmen mittlerweile sehr stark von ihrer IT, ihren Daten und Serviceplattformen abhängig sind.
Cyberrisiken häufig die Ursache von Betriebsstörungen
2017 fügten die „WannaCry“- und „NotPetya“-Malware-Angriffe Hunderten von Industrieunternehmen und Logistikdienstleistern erheblichen Schaden zu. Trotzdem sind die meisten Cyberrisiken nicht auf mutwillige externe Angriffe zurückzuführen, sondern auf Systemstörungen. Der Gesamtschaden aufgrund dieser Art von Vorfällen wird auf jährlich über 600 Milliarden Dollar geschätzt. 2014 belief sich der Betrag noch auf 450 Milliarden Dollar.
Risikomanagement
Weiterhin zeigen sich die Versicherer besorgt über Risiken im Zusammenhang mit politischen Veränderungen sowie sich ändernden Gesetzen und Bestimmungen. Zu diesen Risiken zählen mögliche Handelskriege, Zollschranken und der Brexit.
Technische Entwicklungen bieten Unternehmen viele neue Möglichkeiten wie die des Risikomanagements. Allerdings bergen diese Entwicklungen auch ihre eigenen Gefahren. Genannt seien da zum Beispiel die Sicherheitsrisiken, da viele Geräte untereinander vernetzt sind.
Innovationen auf dem Gebiet der Risikoanalyse
Praktisch alle Versicherer arbeiten derzeit an der Weiterentwicklung ihrer Produkte und Prozesse oder der Einführung innovativer Maßnahmen mit dem Ziel, ihre betrieblichen Prozesse zu optimieren. Im Wesentlichen setzen sie dabei auf digitale Technologien wie künstliche Intelligenz. Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserem Bericht „Digitaler Wandel in der Versicherungsbranche“.
Automatische Risikobewertung mithilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen
Künstliche Intelligenz ermöglicht die kontinuierliche Verfolgung von Entwicklungen auf der Risikoseite sowie die Integration risikorelevanter Informationen in Systeme zur Risikoanalyse und Betrugserkennung.
Künstliche Intelligenz ist in der Lage, Informationen zu sammeln und direkt auf spezifische Risiken in einem Unternehmen, in einer Branche oder in einer Region anzuwenden. So trägt sie zu einer verantwortungsvollen Entscheidungsfindung im Einklang mit der Strategie und Risikobereitschaft des Unternehmens bei.
In Verbindung mit maschinellem Lernen entwickelt KI immer spezifischeres Fachwissen, welches sofort in geschäftlichen Entscheidungen Anwendung finden kann.
Schnellere Bearbeitung echter Schadensfälle
Die Verwendung von KI wird zu besseren und schnelleren Entscheidungen führen, wovon nicht nur die Versicherer profitieren, sondern auch diejenigen, die einen Schadenfall melden und tatsächlich einen Verlust erlitten haben. Im Falle von Kumulschäden, wie bei Betriebsunterbrechungen wegen politischer Unruhen oder einer Naturkatastrophe, werden durch den Einsatz von KI Verzögerungen in der Schadensregulierung vermieden. Nach einer automatischen Analyse können gerechtfertigte Forderungen sofort reguliert werden. Des Weiteren können unberechtigte Forderungen einfacher herausgefiltert werden.
In einer Welt mit sich schnell verändernden Risiken und hohen Kundenerwartungen wird der Einsatz künstlicher Intelligenz zur Förderung aufrichtiger und erschwinglicher Versicherungspolicen für jedermann beitragen und zu besseren Renditen für die Versicherungsunternehmen führen.