Versicherungsunternehmen schreiten bei der Digitalisierung immer weiter voran, doch Projekte zur Betrugserkennung werden häufig aufgeschoben. Nicola Virzi ist ernsthaft besorgt über die Argumente, die Versicherungsgesellschaften für derartige Verzögerungen vorbringen. Hier begründet er, warum er sie für falsch hält.
Digitaler Wandel und Betrugsprävention
Versicherungsunternehmen auf der ganzen Welt haben gegenwärtig eine gemeinsame Priorität: den digitalen Wandel. Dieser macht es häufig nötig, bestehende Prozesse und automatisierte Systeme durch ganz neue Arbeitsweisen und Infrastrukturen zu ersetzen. Ein solch gigantisches Unterfangen erfordert sehr viel Personal und enorme Investitionen, die das Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen stellen.
Es ist ja auch leicht nachzuvollziehen: Schon wieder ein neues Projekt, da freut sich natürlich nicht jeder. Trotzdem möchte ich dafür werben, den Kampf gegen den Betrug lieber zu früh als zu spät aufzunehmen.
In einem Punkt sind sich alle einig: Betrugserkennung ist wichtig. Betrugsprävention und -bekämpfung genießen bei allen Versicherungsunternehmen eine hohe Priorität.
Warum akzeptieren Versicherer dann die hohen, durch Betrug verursachten Verluste, und zögern bei der Lösung des Problems?
Häufig sind die folgenden Argumente zu hören:
- Keine Zeit: Wir brauchen unser gesamtes Personal, all unser Geld und die gesamte Arbeitszeit für unser neues Kernsystem. Wir haben keine Hand frei und können uns jetzt nicht um noch ein weiteres Projekt kümmern. Erstmal muss das neue Kernsystem fertig sein, dann sehen wir weiter.
- Keine doppelte Arbeit: Wir wollen an unserem bestehenden, veralteten System nichts mehr ändern. Unser neues System wird bald bereitstehen, und dann müssten wir mit der Integration noch einmal ganz von vorne anfangen.
Die Realität sieht anders aus
Wir möchten Ihnen gerne zeigen, wie man es anders machen kann (und wie es häufig auch schon geschieht):
Die Umsetzung eines Projekts für die Betrugserkennung kostet kaum zusätzliche Zeit.
Die meiste Arbeit übernehmen die Anbieter. In der Praxis dauert ein solches Projekt etwa vier bis fünf Monate, und nur eine Handvoll eigene Mitarbeiter sind daran beteiligt – und auch nur für höchstens ein paar Stunden pro Woche. Darüber hinaus handelt es sich dabei in der Regel um Front-Office-Mitarbeiter, die nicht direkt an Transformationsprojekten beteiligt sind. Diese Mitarbeiter sind besonders auf die Bekämpfung von Betrugsversuchen erpicht, denn schließlich sind sie es, die tagtäglich mit zweifelhaften Anträgen und Schadensforderungen zu tun haben.
Außerdem beginnt die Software sofort nach der Implementierung, sich zu rentieren. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass die Investition bereits nach sieben Monaten zweimal so viel eingebracht hat, wie sie gekostet hat.
Der Transfer der Betrugserkennung erfordert keinen doppelten Arbeitsaufwand.
Im Gegenteil: Der Übergang zu einem neuen System geht ganz leicht. Genau genommen muss nur neu „verstöpselt“ werden: Das Betrugserkennungssystem selbst bleibt unverändert und kann problemlos in die Arbeitsabläufe des neuen Systems integriert werden. Noch besser: Bedenken Sie noch vor der Einführung des neuen Kernsystems die Integration der Betrugserkennung. So wird der Übergang noch leichter.
Die Anbieter von Kernsystemen sind sich bewusst, wie wichtig es ist, betrügerische Schadensforderungen nicht versehentlich auszuzahlen, und sie arbeiten mit Hochdruck an der Einführung von Standardschnittstellen zu Betrugserkennungslösungen.
Straight-through-Processing (STP) ist ohne automatisierte Betrugserkennung nicht machbar.
Straight-through-Processing wird von allen Beteiligten als wichtiges Ziel bei der Einführung neuer Prozesse und Systeme gesehen. Straight-through-Processing bedeutet, dass bei der Vertragsannahme und der Schadensbearbeitung kein menschliches Eingreifen mehr nötig ist. Die menschliche Erfahrung und Intuition geht dabei für die Betrugserkennung verloren. Dies wird mit größter Wahrscheinlichkeit zu einer Zunahme der aufgrund von Betrug fälschlich beglichenen Schäden führen. Tatsächlich ist STP ohne eine automatisierte Betrugserkennung gar nicht möglich, es sei denn, wir sind bereit, Missbrauch hinzunehmen.
Wer die Umstellung hinausschiebt, spart am falschen Ende!
Mit anderen Worten: Der Zeit-, Personal- und Finanzaufwand für den Einstieg in die automatisierte Betrugserkennung ist nicht groß, und es stellt sich sofort ein erheblicher Nutzen ein. Dies können wir aufgrund unserer in zahlreichen Projekten gewonnen Erfahrung bestätigen: 95 % unserer Projekte bleiben innerhalb von Frist und Budget.
Die obigen drei Punkte können wir mit zahlreichen Beispiele aus der Praxis belegen. Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung: nicola.virzi@friss.com.