Die Versicherungsbranche sollte Ansätze finden, um gewiefter mit Betrug umzugehen. Betrüger gehen immer intelligenter vor und organisieren sich immer besser, um nicht aufzufliegen. Die Computerisierung der Branche wird zu einer wesentlichen Bedrohung, Betrug bei Vertragsabschlüssen steigt exponentiell an, und unter 1.000 versicherten Personen sind drei Betrüger.
Computerisierung
Der zunehmende Einsatz von Computern bedeutet, dass Versicherungsanträge und -prozesse immer stärker automatisiert werden. Dies macht es Betrügern leichter, Versicherungen auf digitalen Wegen zu hintergehen, indem sie sich eine falsche Identität oder Adresse verschaffen. Eine Reihe von Versicherungen verwenden bereits ihre eigenen Apps, mit denen Schadensmeldungen eingereicht werden können, mit allen Informationen und sogar mit Fotos des Schadens. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie digitale Informationen für den Versicherungsprozess verfügbar werden. „Nicht allen Versicherungen ist es bewusst, wie leicht Fotos manipuliert werden können. Betrüger können auf diese Weise jedoch sogar ganze Versicherungsansprüche oder Schäden vortäuschen“, sagt Christian van Leeuwen (CTO, FRISS).
Unter 1.000 versicherten Personen sind drei Betrüger
Mit verbesserten Erkennungssystemen und Prozessen können Versicherungen sicherstellen, dass sie Betrug besser erkennen können. Von 1.000 versicherten Personen werden durchschnittlich drei bei einem Betrug hinsichtlich eines Versicherungsprodukts erwischt. Im Jahr 2015 wurden fast 10 % mehr Betrugsfälle erkannt und nachgewiesen, während 15 % weniger Ermittlungen durchgeführt wurden.
Vorbeugen ist besser als Heilen
Mehr nachweislicher Betrug wird vor Vertragsabschluss gefunden, beispielsweise, wenn beim Beantragen einer Versicherungspolice falsche Informationen angegeben oder Informationen absichtlich verschwiegen werden. Die Anzahl nachweislicher Betrugsfälle, die sich durch Untersuchungen vor Vertragsabschluss zeigt, liegt bei etwa 50 %; dies ist weit höher als in der Schadensbearbeitung (35 %). Die Betrugsprävention ist im Allgemeinen schwerer zu belegen, aber viel kosteneffektiver als die Erkennung und der Nachweis von Betrug durch ungerechtfertigte Ansprüche, die bereits bezahlt wurden. „Versicherungen unterschätzen häufig den Wert einer umfangreichen Risikobewertung vor Vertragsabschluss, mit der sie potenzielle Betrüger gar nicht erst aufnehmen würden“, erläutert Van Leeuwen.
Betrüger wiederholen denselben Trick
Untersuchungen zeigen, dass Betrüger nicht nur eine Versicherung hereinlegen, sondern im Allgemeinen denselben Trick bei durchschnittlich vier weiteren Versicherungen anwenden. Wenn eine Versicherung ein Problem mit einem Betrüger hat, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass andere Versicherungen vor der gleichen Situation stehen. Indem mehr und bessere Daten erfasst werden, können Muster identifiziert werden. Dies gilt sowohl für Versicherungsrisiken im Allgemeinen als auch für Muster bei Versicherungsbetrug.
Van Leeuwen beschreibt einen Beispielfall in Malta, zu dessen Aufklärung FRISS beigetragen hat. Der Fall wurde von einer Gruppe von Versicherungen entdeckt, die bemerkten, dass dieselben Personen bestimmte Schadensfälle bei mehreren Versicherungen einreichten. Es fand eine Gerichtsverhandlung gegen 22 Personen statt, denen vorgeworfen wurde, an einem riesigen Versicherungsbetrug beteiligt zu sein. Zu ihren vielschichtigen Vorgehen gehörte es, Fahrzeuge untereinander auszutauschen, Schäden mehrfach bei unterschiedlichen Versicherungen zu melden und Verkehrsunfälle sorgfältig zu inszenieren. Van Leeuwen erläutert: „Die teilnehmenden Versicherungen in Malta sind ein Beispiel dafür, wie Zusammenarbeit eine effektivere Betrugsbekämpfung ermöglicht.“