Best Practices zur Bekämpfung von Versicherungsbetrug und zur Risikoeinschätzung – was wir aus über 150 Implementierungen bei Kompositversicherern weltweit gelernt haben
So wie der Datenschutz ein heißes Thema für Facebook oder Twitter ist, wird Compliance für Versicherer und Finanzinstitute immer wichtiger. Die Regulierungsbehörden führen diesbezüglich intensive Untersuchungen durch. Die Ergebnisse sind klar und deutlich: Der Finanzsektor prüft die Kunden nicht auf Sanktionslisten, Auditierbarkeit und Customer Due Diligence.
Ein bemerkenswertes Ergebnis, denn kein Finanzunternehmen will bewusst oder absichtlich Geldwäsche oder Terrorismusfinazierung fördern, auch Versicherer nicht. Die Annahme eines Kunden ohne Complianceprüfung kann den Umsatz vorübergehend steigern, ist aber langfristig kontraproduktiv und schadet den Unternehmensinteressen. Nicht nur droht eine Geldstrafe, im schlimmsten Fall kann dem Unternehmen die Lizenz entzogen werden.
Warum sollten Sie Ihren Kunden gut kennen?
Bei einer Geschäftsbeziehung werden Transaktionen aus gegenseitigem Interesse durchgeführt. Zum Beispiel interessiert sich eine Finanzgesellschaft für Informationen über Schuldenstand, Integrität und Zahlungsmoral eines potenziellen Kunden. Ein weiteres Beispiel ist ein Feuerversicherer. Ein solcher Versicherer benötigt Informationen über die Brandgefahr in einem Unternehmen, die Integrität des Eigentümers und den Standort des Unternehmens. Handelt es sich um einen brandgefährdeten Ort oder um einen Ort, an dem die Gefahr der Ausbreitung eines Feuers auf ein benachbartes Gebäude größer ist als üblich?
Wie erreichen wir das Ziel?
Es gibt viele Möglichkeiten, Informationen zu sammeln und Risiken zu beschränken, auch innerhalb der regulatorischen Grenzen der Versicherungswirtschaft. In der Vergangenheit haben Account Manager und Underwriter viel Zeit damit verbracht, Informationen manuell abzurufen. Das Sammeln von Informationen war umständlich, zumal Sanktions- und PEP-Listen laufend aktualisiert werden. Mit der automatisierten Datenanalyse kann dieser Vorgang heute präzise und nahezu in Echtzeit erfolgen, und zwar täglich. Neue Treffer werden sofort gemeldet. Somit stellt weder die Compliance selbst noch das Sichern der Compliance eine Belastung dar.
Das E-Book über automatisiertes Underwriting können Sie hier herunterladen.
Das Beispiel DLL
DLL ist ein weltweiter Partner für integrierte Finanzlösungen. Mit Leasing und Factoring unterstützt das Unternehmen den gesamten Lebenszyklus für den gewerblichen und privaten Sektor.
Herausforderung
DLL kann sich nicht erlauben, falsche Informationen in Verträge aufzunehmen; diese müssen juristisch hieb- und stichfest sein. Bei ihrer Lösung gibt es verschiedene Anfragen, vom Einholen eines Angebots bis zur Ausfertigung des Vertrages.
Alle relevanten Informationen werden soweit verfügbar automatisch eingetragen. Agenturen können also problemlos einen Leasingantrag ausfüllen, Berechnungen vornehmen und Bonitätsprüfungen durchführen. Bei den generierten Verträgen fehlte eine Möglichkeit, alle Zeichnungsbefugnisse aus Handelsregisterauszügen einzubeziehen. Diese Informationen mussten manuell extrahiert und nach Erstellung des Vertrags ergänzt werden. Dies führte zu Verzögerungen im Ablauf und erwies sich als fehleranfällig. Tippfehler, Fehlinterpretation von Daten und veraltetes Wissen um Regeln und Vorschriften konnten sich in die Verträge einschleichen.
Die Ergebnisse
Weil DLL den Agenturen ermöglichen wollte, so autark wie möglich zu arbeiten, suchte die IT-Abteilung nach einer Lösung zur Einbindung von Zeichnungsbefugnissen. DLL integrierte eine Lösung mit FRISS in sein Onlinetool. Wenn eine Agentur ein Angebot eingibt, generiert sie, sobald das Angebot angenommen wird, einen Vertrag. Währenddessen erhält FRISS eine Anfrage zur Suche nach Zeichnungsbefugnissen des Antragstellers basierend auf einer Handelsregisternummer.
Sowohl der interne Kunde (die Abteilung Vendor Leasing von DLL) als auch der externe Kunde (DLL-Agenturen) sind mit der Lösung sehr zufrieden. DLL konnte mehrere kritische Teile des Prozesses verbessern, weil Zeichnungsberechtigte fortan automatisch ergänzt wurden:
- Der Prozess ist benutzerfreundlicher. Anfragen können von nur einer Anwendung aus verwaltet und automatisch um Details ergänzt werden;
- Der Prozess ist genauer. Tippfehler gehören der Vergangenheit an und es besteht keine Notwendigkeit, Informationen zu interpretieren. Vor allem sind wir sicher, dass alle Zeichnungsberechtigten korrekt in den Vertrag aufgenommen werden;
- Die Kundenzufriedenheit steigt. DLL liefert von vornherein korrekte Vertragsdaten. Daher muss die Agentur sich nicht noch einmal an den Kunden wenden, weil sich gegebenenfalls nach Vertragsabschluss etwas als falsch erweist. Außerdem fehlen keine notwendigen Unterschriften;
- Der Durchsatz ist höher. Das Auffinden und Hinzufügen aller Zeichnungsbefugnisse zu den Verträgen dauert normalerweise 15 Minuten. Da diese Informationen nun sofort verfügbar sind, spart DLL diese wertvolle Zeit beim Generieren eines Vertrags ein.
Die Situation
Vor Betrug ist kein Versicherer gefeit. Die Branche mag sich noch so gut vorbereitet fühlen – Betrüger sind klug und suchen immer nach Schwachstellen. Sie tun alles, um von Versicherern Geld zu bekommen, und sie finden Wege, nicht erwischt zu werden. Und diese Betrüger agieren versichererunabhängig, sodass niemand vor ihnen sicher ist. Versicherungsbetrug ist ein globales Problem. Im Durchschnitt sind 10 Prozent der Verluste auf Betrug zurückzuführen. Betrug ist ein wachsendes Problem, das 10 bis 15 Prozent der gesamten Schadenkosten ausmacht. Die Gesamtkosten des Betrugs in der Kompositversicherung belaufen sich allein in den USA auf mehr als 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr, so die Coalition Against Insurance Fraud. Versicherungsbetrug kostet die durchschnittliche US-Familie also jedes Jahr zwischen 400 und 700 Dollar in Form von erhöhten Prämien.
Durch die aktive Betrugsbekämpfung können wir diese Kennzahlen verbessern und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit steigern. Es ist an der Zeit, unsere Anstrengungen zur Betrugsbekämpfung zu intensivieren.
Das Gute daran – der Kampf gegen Betrug wird jetzt ernster genommen. Betrug betrifft die gesamte Branche und seine Bekämpfung zahlt sich aus. US-Versicherern zufolge hat der Betrug in den letzten drei Jahren um über 60 Prozent zugenommen. Unterdessen überstiegen die Gesamteinsparungen durch aufgedeckte Betrugsfälle 116 Millionen Dollar. Die Versicherer beobachten eine Zunahme von Betrugsfällen und glauben, dass Bewusstsein und Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen der Schlüssel zur Lösung dieses kostspieligen Problems sind. Die Versicherungsbranche arbeitet hart daran, die Betrugserkennung und -prävention zu verbessern. Dieses Thema steht definitiv auf der Agenda und wird nicht unterschätzt. In diesem Fall beginnt alles mit dem Bewusstsein.