Die Schadenquote von Kfz-Versicherern steigt, zum Teil aufgrund der steigenden Zahl von eingebetteten Systemen in modernen Fahrzeugen. Während die Anzahl der Schadensfälle in den vergangenen fünf Jahren gefallen ist, ist die durchschnittliche Schadenshöhe im selben Zeitraum stark gestiegen.
Fahrende iPads
Die steigende Anzahl von eingebetteten Systemen lässt die durchschnittliche Schadenshöhe immer weiter steigen. Ältere Fahrzeuge bestehen im Wesentlichen aus leicht und zu relativ geringen Kosten zu ersetzenden Teilen, doch neuere Modelle sind mit einer so großen Menge an Technologie ausgestattet, dass Reparaturen häufig sehr teuer werden. Statistiken zeigen, dass moderne Fahrzeuge als „fahrende iPads“ gesehen werden können: Hier gibt es keine einfachen und schnellen Reparaturen. Sobald ein Schaden an einem Fahrzeug entsteht, ist die Schadenshöhe aufgrund des nötigen Austauschs von Elektronik sofort hoch. Insbesondere (Plug-in-)Hybridfahrzeuge und reine Elektrofahrzeuge können als Computer auf Rädern angesehen werden.
Aufgrund der großen Menge der eingebauten Technik werden Fahrzeuge schneller zu Totalschäden als früher. In neuen Fahrzeugen ist die Elektrik häufig stärker integriert, und wenn ein Schaden entsteht, muss sofort eine komplette Einheit statt nur ein bestimmtes Einzelteil ausgetauscht werden. Außerdem werden Elektronik und integrierte Systeme in der Regel nur von einem einzigen Hersteller produziert, was sich ebenfalls auf die Reparaturkosten auswirkt. Freie Werkstätten sind häufig billiger, brauchen aber Unterstützung von Händlern oder Vertragswerkstätten, da sie selbst nicht über die für die Instandsetzung der komplexen Fahrzeugtechnik nötigen Tools und das entsprechende Wissen verfügen.
Attraktiv für Autodiebe
Eine weitere Gefahr, die eingebettete Systeme mit sich bringen, liegt in der höheren Diebstahlgefahr. Viele Fahrzeuge sind mit werkseitig eingebauten Unterhaltungs- und Navigationssystemen ausgestattet. Diese teuren Geräte machen zwar Spaß und erhöhen den Komfort, doch ziehen sie auch Autodiebe an. Das organisierte Verbrechen stürzt sich immer stärker auf moderne Autos. Nicht nur Luxusfahrzeuge werden dabei zum Ziel: Auch kostengünstigere Modelle sind mit gut weiterverkaufbaren Elementen wie Airbags und Entertainmentgeräten ausgestattet. Beschädigungen am Auto durch Diebstahlversuche scheinen auf den ersten Blick ein kleiner Posten zu sein, doch schon kleine Reparaturen können sich schnell auf Beträge zwischen 4.000 und 8.000 Euro belaufen. Dies stellt eine hohe finanzielle Belastung für die Versicherungswirtschaft dar.
Höhere Schadenquote
Einige dieser Erkenntnisse basieren auf einer Studie, die der europäische Schadensfallspezialist CED durchgeführt hat. Die durchschnittliche von Kfz-Versicherern für Schadensfälle und Overhead gezahlte Summe beträgt 1,09 Euro pro Euro der gebuchten Prämien. Diese Profitabilitätslücke führt zu Schaden-Kosten-Quoten von über 100 %. Da in der Kfz-Versicherungsbranche ein starker Wettbewerbsdruck herrscht, besteht kaum eine Möglichkeit, diese Kosten an die Versicherungsnehmer weiterzureichen. Die Verluste steigen, während die Anzahl der Schadensfälle sinkt. CED weist darauf hin, dass die Versicherungsnehmer zwar sicherer fahren als früher, die Schadenshöhe im Falle eines Unfalls aber gestiegen ist. Statistiken zeigen, dass die Anzahl der Versicherungsfälle in der Kfz-Versicherung in den vergangenen fünf Jahren um 28 % gesunken ist. Im gleichen Zeitraum ist die durchschnittliche Schadenshöhe jedoch um 15 % gestiegen. Dies ist eine große Sorge für die Kfz-Versicherer.
Straight-through-Processing als Lösung
Kfz-Versicherer suchen nach Möglichkeiten zur Kostensenkung. Dazu wird immer mehr in IT investiert. Viele Unternehmen konzentrieren sich auf Straight-through-Processing (STP) als Möglichkeit zur Verbesserung der Schaden-Kosten-Quote. Diese Technologie ermöglicht es den Versicherern, möglichst viele Schritte im Reparaturprozess zu automatisieren und zu integrieren, während gleichzeitig die Anzahl der Außenkontakte minimiert wird. Während der Schadensabwicklung bleibt es jedoch wichtig, das verbundene Risiko ordnungsgemäß zu bewerten. Aus diesem Grunde entscheiden Versicherer sich häufig für den Einsatz einer automatisierten Betrugserkennungsplattform, um die Auszahlung von betrügerischen Ansprüchen zu verhindern.