Data Partner Manager Philip van Waning ist ein Verfechter der Nutzung einer gesunden Portion externer Daten zur Gesunderhaltung des Versicherungsportfolios.
Gefühlt ist es schon eine ganze Weile her, dass Sie Versicherungen über den Versicherungsvertreter Ihres Vertrauens abgeschlossen haben, über den bereits mehrere Ihrer Versicherungen liefen und der mit Ihrer Situation zu Hause oder mit Ihrem Unternehmen vertraut war. Der Versicherungsvertreter kannte seine Klienten und berücksichtigte bei der Erstellung seines endgültigen Angebots für eine Versicherung das über die Nachbarschaft erworbene Wissen, den individuellen Versicherungsverlauf sowie spezifische Risiken. Wenn nötig stellte der Vertreter eigene Nachforschungen bezüglich der Situation auf der Arbeit oder in Bezug auf Sorgen über den Sohn im Teenageralter an. Mit anderen Worten: Er nahm eine exzellente erste Risikobewertung vor.
Heutzutage vollzieht sich der Prozess des Underwritings über eine deutlich größere Distanz: Versicherungsvertreter besuchen die Wohnung eines Klienten nur noch in den seltensten Fällen und viele Konsumenten bevorzugen es, ihre Angelegenheiten über das Internet zu regeln. Wenn aber kein persönlicher Kontakt zu jenen Klienten gegeben ist, die eine Versicherung abschließen möchten, wie kann dann eine effektive Bewertung des Risikos erfolgen, das der Versicherer eingeht? Risiken sind ohne Frage integraler Teil aller Versicherungen, aber Risiken müssen bestmöglich bewertet werden, sodass mit dem Versicherungsportfolio auch eine gesunde Rendite erzielt werden kann.
Mit Informationen aus externen Quellen lässt sich ein umfassenderes Bild ermitteln und somit lassen sich gute und aussagekräftige Argumente finden für die Annahme bzw. für die Ablehnung einer Versicherung oder für ggf. geänderte Versicherungsbedingungen.
Wie genau funktioniert das?
Wenn wir von externen Daten sprechen, dann meinen wir beispielsweise Informationen, die über die Handelskammer ermittelt werden können, oder Informationen über Zahlungsmoral, Zahlungsverhalten und Forderungsverlauf sowie demografische Daten und Fahrzeugdatensätze.
Sollte die Beantragung der Übermittlung externer Daten bei jeder Anwendung Standard werden? Das liegt selbstverständlich im Ermessen des Versicherers, jedoch ist es in der Praxis so, dass die etwas höheren Verwaltungskosten aufgerechnet werden gegen das potenzielle Risiko und gegen die Höhe möglicher Forderungen.
Privatsphäre
Ob es gestattet ist, externe Daten zu verwenden, ist von Land zu Land unterschiedlich. Für den europäischen Raum von Nord nach Süd lässt sich allgemein konstatieren, dass die Datenschutzgesetze strenger werden und dass die Sensibilität für das Thema „externe Daten“ zunimmt. In skandinavischen Ländern ist eine Kreditprüfung eine relativ problemlose Angelegenheit. In Norwegen und Schweden sind Steuererklärungen sogar öffentlich zugänglich. Hier gilt, dass Transparenz über der Privatsphäre steht. In Zentral- und Mitteleuropa ist der Verbraucherschutz hingegen strenger. In dem internationalen Rahmen, in dem wir von FRISS uns bewegen, müssen wir uns regelmäßig mit diesen Unterschieden auseinandersetzen. Wir streben immer nach der optimalen Leistung in jeder Situation, halten uns dabei aber selbstverständlich an die geltenden Gesetze und Rechtsvorschriften der einzelnen Länder.
Gegenwärtigen Klienten
Jeder Versicherer weiß Informationen über seine Klienten berechtigterweise sehr zu schätzen. Über diese ist vieles bekannt, z. B. ihre Besitztümer, deren Wert, wie lang diese sich bereits in der Hand des jeweiligen Eigentümers befinden und welche Forderungen in den vergangenen Jahren eingegangen sind. Wenn diese Klienten eine neue Versicherung abschließen möchten, können externe Daten den bisherigen Eindruck sinnvoll ergänzen. Nehmen wir beispielsweise das Thema Solvenz, die Geschichte eines Objektes (z. B. eines Fahrzeugs), das zum ersten Mal versichert werden soll, oder den Forderungsverlauf bei anderen Versicherern. Es kann durchaus sein, dass ein Klient, der sich bei seiner Immobilienversicherung als vorbildlich erweist, bei einer Kfz-Versicherung eines anderen Anbieters eine weniger weiße Weste vorzuweisen hat, auf der sich auch Spuren von dubiosen Schadensforderungen befinden.
Oder nehmen wir den Unternehmer, der sich privat mit seiner Kfz- und seiner Reiseversicherung bisher als Musterklient erwiesen hat. Als dieser allerdings eine Feuerversicherung für sein Unternehmen abschließen möchte, wird deutlich, dass seine Kreditwürdigkeit zu wünschen übrig lässt, wodurch sich ein erhöhtes Insolvenzrisiko ergibt und wodurch auch das Risiko auf mehr Forderungen steigt.
Neue Klienten
Externe Daten können eine noch größere Rolle spielen bei der Bewertung von Anträgen neuer Klienten. Weitgehend allgemeine Informationen können die zur Verfügung gestellten Daten ergänzen, sodass sich ein umfassenderes Bild ergibt. Dabei kann es sich um Informationen über ein Fahrzeug, um eine Bonitätsprüfung oder um demografische Daten über das Wohnviertel handeln, z. B. den Grad der Urbanisierung oder die Einbruchsstatistiken für die Art von Wohnhäusern, die im jeweiligen Viertel stehen. Für sich selbst betrachtet sind diese Informationen häufig nicht aussagekräftig genug, um aus ihnen entscheidende Schlussfolgerungen ziehen zu können, aber sie können die Richtung für die weitergehende Kommunikation mit dem Antragsteller und für die Gewichtung der Risiken vorgeben.
Fairerweise muss man einräumen: In manchen Fällen haben externe Daten direkten Einfluss auf die von einem Versicherer gefahrene Strategie. So gilt bei manchen Produkten, dass die Höhe der Prämie zu einem Teil abhängig ist von der Postleitzahl des Antragsstellers. In Bezug auf diesen Aspekt haben die Versicherer sich offensichtlich für einen eindeutigen und kurzen Underwritingprozess mit einer gewissen Balance zwischen Preis und Risiko entschieden.
Kettenreaktion und Marketing
Alle gesammelten Informationen werden in die Datenbank des Versicherers eingespeist und ergänzen die intern vorhandenen Daten in sinnvoller Art und Weise, da sie mehr Informationen über die Klienten sowie über mögliche Kriterien in Bezug auf die Annahmestrategie bereitstellen. Versicherer können so auf einen umfassenden Informationsschatz zugreifen, der ihnen Erkenntnisse über die Chancen auf Querverkäufe bietet und ihnen die Frage beantworten kann, welche Angebote am besten auf den jeweiligen Klienten passen.
Vitamin E für die Datenbank
Unterm Strich können also jede Menge Gründe aufgeführt werden, warum man sich im Rahmen des Underwritingprozesses regelmäßig eine Portion Vitamin E (externe Daten) verabreichen sollte. Es sorgt mit seiner angemessenen Balance bei der Risikoabdeckung schlichtweg für eine Gesunderhaltung des Versicherungsportfolios. Am Ende liegt dies sowohl im Interesse aller Versicherungsunternehmen als auch im Interesse der Verbraucher.