Best Practices zur Bekämpfung von Versicherungsbetrug und zur Risikoeinschätzung – was wir aus über 150 Implementierungen bei Kompositversicherungsträgern weltweit gelernt haben.
Können Sie sich eine Welt ohne digitale Tools vorstellen? In den letzten Jahrzehnten, insbesondere in den letzten Jahren, hat die Digitalisierung unser Leben völlig verändert. Jedes Unternehmen ist bestrebt, die Abläufe effizienter zu gestalten.
Mit der Digitalisierung sind wir in eine ganz neue Ära mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten eingetreten. Verschiedenste Arten relevanter Informationen lassen sich in Echtzeit verifizieren. Für die Versicherer bedeutet dies, dass sie beispielsweise ad hoc überprüfen können, ob Antragsteller und Eigentümer identisch sind. Oder ob der Schadenfall einen „normalen Fahrer“ betrifft. Und in welcher Beziehung Fahrer und Versicherungsnehmer zueinander stehen. Die Ergebnisse solcher Screenings bergen das Potenzial, den Erfolg des Unternehmens direkt zu beeinflussen.
Da die Digitalisierung in aller Munde ist, könnte man annehmen, jedes Unternehmen würde ihre Möglichkeiten im täglichen Betrieb nutzen oder zumindest für sich entdecken. Dies ist jedoch in der Versicherungswirtschaft bei der Risikoeinschätzung und der Betrugsbekämpfung eher selten der Fall. Viele Unternehmen sind immer noch auf das Wissen und die Erfahrung ihrer Mitarbeiter angewiesen und haben keine automatisierte Lösung implementiert. In einer aktuellen Umfrage zum Stand der digitalen Transformation in der Versicherungsbranche geben 67 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen Betrug auf der Grundlage des Bauchgefühls ihrer Schadenssachbearbeiter bekämpft. Das heißt, die Risikoeinschätzung zur Betrugsbekämpfung ist nach wie vor ein zeitaufwendiger und fehleranfälliger Prozess. Befragte, die eine automatisierte Lösung verwenden, geben an, dass ihre Betrugsermittlungen viel effektiver sind, indem sie Schadenfälle, die weitere Aufmerksamkeit oder eine aktive Nachverfolgung erfordern, direkt erkennen.
KI zur Unterstützung von Abläufen
Der wichtigste Trend in puncto Technologie und Digitalisierung heißt zurzeit natürlich künstliche Intelligenz. Praktisch jeder Versicherer ist davon überzeugt, dass KI effizientere Abläufe schaffen kann. Bei richtiger Anwendung hilft KI, überall und zu jedem Tageszeitpunkt bessere und automatisierte Entscheidungen zu treffen. Sie unterstützt Kundenservice, Underwriting, Schadenbearbeitung, Preisgestaltung, Sonderermittlungen und mehr.
Die menschliche Seite der Geschichte
Neben der Technologie können auch Menschen einen größeren Einfluss auf die betriebliche Effizienz ausüben. Versicherer weisen darauf hin, dass die Schaden- und Underwritingabteilungen stärker einbezogen werden müssen, da nur ein Drittel von ihnen eine Null-Toleranz-Strategie gegen Betrug verfolgt. Kurz gesagt, Erfolg ist nicht nur eine Frage der digitalen Tools, sondern auch eine bewusste Entscheidung.
Den Bericht „Digitalisierung im Versicherungswesen“ können Sie hier herunterladen.
Das Beispiel der Allianz
Die Allianz Benelux ist in der Betrugsprävention sehr aktiv. Unter dem Motto „Null Toleranz“ finden sich Betrugsspezialisten im gesamten Unternehmen. Auf Unternehmensebene wird die Betrugsbekämpfungspolitik teilweise von der Abteilung Legal & Anti-Fraud koordiniert.
Herausforderung
Die kontinuierliche Erweiterung des Special-Cases-Teams verdeutlichte, wie dringend ein einheitliches Verfahren zur Datenerfassung benötigt wurde. Die ordnungsgemäße Datenerfassung ist der erste Schritt zur effektiven Ermittlung des Betrugsverdachts. Jos Vonk, Central Senior Fraud Coordinator in der Abteilung Legal & Anti-Fraud, erklärt dazu: „Wir erhielten Akten, die zwar einer eingehenden Untersuchung unterzogen, jedoch nicht in unserem zentralen Akten- und Betrugsfallregistrierungssystem erfasst worden waren. Festzustellen, was getan worden war und was nicht, war für unsere Abteilung eine komplexe Aufgabe, bei der unendlich viel Zeit verschwendet wurde. Darüber hinaus lag das Fehlerrisiko aufgrund der nicht standardisierten Erfassungsmethode höher.“
Lösung
Die Allianz tat sich mit FRISS zusammen, um ihren Prozess zu rationalisieren. Der nächste Schritt war die Vereinfachung des Verfahrens zur Übermittlung von Akten über mutmaßliche Betrugsfälle an das Special-Cases-Team (Claims) und die Anti-Fraud-Abteilung (Underwriting). Abhängig von den Ergebnissen berät das Special-Cases-Team zur jeweiligen Vorgehensweise.
FRISS Investigations at SIU bietet einen zentralen Ort, an dem sämtliche Fall- und Ermittlungsinformationen gespeichert und Informationen zwischen den Teams ausgetauscht werden können. Mit diesem Verfahren spart die Allianz viel Zeit. „Die Senkung der Betriebskosten steht ganz oben auf unserer Wunschliste und mit FRISS Investigations at SIU arbeiten wir effizienter“, so Vonk über das Produkt. „Wir erzielen Einsparungen nicht nur durch Prävention und Aufklärung von Betrug, sondern auch durch die Optimierung der Betrugsermittlungen und der anschließenden Strafverfolgung.“
Laden Sie die vollständige Allianz Fallstudie hier herunter.
Die Situation
Vor Betrug ist kein Versicherer gefeit. Die Branche mag sich noch so gut vorbereitet fühlen – Betrüger sind klug und suchen immer nach Schwachstellen. Sie tun alles, um von Versicherern Geld zu bekommen, und sie finden Wege, nicht erwischt zu werden. Und diese Betrüger agieren versichererunabhängig, sodass niemand vor ihnen sicher ist. Versicherungsbetrug ist ein globales Problem. Im Durchschnitt sind 10 Prozent der Verluste auf Betrug zurückzuführen. Betrug ist ein wachsendes Problem, welcher 10 bis 15 Prozent der gesamten Schadenkosten ausmacht. Die Gesamtkosten des Betrugs in der Kompositversicherung belaufen sich allein in den USA auf mehr als 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr, so die Coalition Against Insurance Fraud. Versicherungsbetrug kostet die durchschnittliche US-Familie also jedes Jahr zwischen 400 und 700 Dollar in Form von erhöhten Prämien.
Durch die aktive Betrugsbekämpfung können wir diese Kennzahlen verbessern und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit steigern. Es ist an der Zeit, unsere Anstrengungen zur Betrugsbekämpfung zu intensivieren.
Das Gute daran – der Kampf gegen Betrug wird jetzt ernster genommen. Betrug betrifft die gesamte Branche und seine Bekämpfung zahlt sich aus. US-Versicherern zufolge hat der Betrug in den letzten drei Jahren um über 60 Prozent zugenommen. Unterdessen überstiegen die Gesamteinsparungen durch aufgedeckte Betrugsfälle 116 Millionen Dollar. Die Versicherer beobachten eine Zunahme von Betrugsfällen und glauben, dass Bewusstsein und Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen der Schlüssel zur Lösung dieses kostspieligen Problems sind. Die Versicherungsbranche arbeitet hart daran, die Betrugserkennung und -prävention zu verbessern. Dieses Thema steht definitiv auf der Agenda und wird nicht unterschätzt. In diesem Fall beginnt alles mit dem Bewusstsein.