Panos Kouvalis ist Direct Business Manager der griechischen Versicherungsgesellschaft INTERAMERICAN, die zum Achmea-Konzern gehört. Das Portfolio der Gesellschaft umfasst ca. 600.000 Kraftfahrzeuge, die hauptsächlich über den Direktkanal „Anytime“ versichert werden. Damit ist das Unternehmen einer der größten Kfz-Versicherer in Griechenland.
Automatische Risikobewertung
Die Erkennung von Antragstellern, die mit einem hohen Risiko einhergehen, sowie die Prävention und Erkennung von Betrug genießen eine hohe Priorität. Dank der Automatisierung dieses Prozesses geschieht die Identifizierung bereits „an der Haustür“. Zu diesem Zweck werden immer öfter Informationen aus der Schadensregulierung genutzt, der wichtigste Erfolgsfaktor ist dabei eine auf interne Zusammenarbeit ausgerichtete Unternehmenskultur.
Kosteneffiziente Investition
Seit knapp einem Jahr nutzen wir angereicherte Daten für die Risikobewertung. Zusätzlich werden bei der Vertragsannahme jetzt auch Informationen aus der Schadensregulierung berücksichtigt. Die Einführung dieser Methode hat natürlich Zeit und Geld gekostet, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn einen Großteil der Investition haben wir mit den so erzielten Einsparungen bereits wieder hereingeholt.
Effektive Filter
Unser Kfz-Portfolio ist groß, aber wir haben nur ein kleines Underwritingteam. Für unseren Entscheidungsfindungsprozess ist es daher von immenser Bedeutung, dass wir stets die besten verfügbaren Informationen haben, auf deren Basis das System automatisch die benötigten Bewertungen vornehmen kann.
Das Sammeln einer möglichst großen Menge an Daten über das zu versichernde Fahrzeug und den Versicherungsnehmer macht das Identifizieren von Risiken bei der Vertragsannahme wesentlich effizienter, und wir können unsere Fähigkeit verbessern, Betrüger aus unserem Portfolio zu halten. Ein weiterer Vorteil der neuen Methode ist, dass wir feststellen können, welche versicherten Personen genauer unter die Lupe genommen werden sollten, weil sie mit einer überdurchschnittlichen Häufigkeit Schadensforderungen stellen – denn höhere Schadensforderungen bedeuten höhere Kosten für uns und alle Beitragszahler. Betrug liegt hier natürlich nicht vor, und im Normalfall wird dem Antragsteller die Versicherung auch nicht verweigert, aber es können besondere Vertragsbestimmungen vorgegeben oder ein höherer Versicherungsbeitrag in Rechnung gestellt werden, damit das erhöhte Risiko nicht vom durchschnittlichen Versicherungsnehmer getragen werden muss.
Gegenwärtig filtert das System auf Basis von Datenanalyse und Regelwissen ungefähr 3,5 % aller neuen Versicherungsanträge heraus. Diese werden dann vom Underwriting detailliert geprüft. Ungefähr 10 % dieser herausgefilterten Anträge können nur nach Ergreifen zusätzlicher Maßnahmen angenommen werden, zum Beispiel einer Änderung des Versicherungsumfangs, einer Verringerung der Versicherungssumme oder einer Erhöhung des Selbstbehalts. Bei Betrugsversuchen kann der Versicherungsvertrag abgelehnt werden.
Natürlich möchten wir, dass das System in Zukunft noch effizienter wird und die Zahl falschpositiver Meldungen zurückgeht. Je länger das System in Betrieb ist und je mehr Daten verfügbar werden, desto mehr wird dies der Fall sein.
Vertragsverlängerung
Im Übrigen benutzen wir das System nicht nur für Neuanträge. Wenn eine Verlängerung ansteht, werden auch bestehende Verträge geprüft und ggf. auf Basis der Ergebnisse angepasst. Auf diese Weise wird nach und nach das gesamte Portfolio unter die Lupe genommen und sichergestellt, dass bei Vertragsverlängerungen alle Zeichen auf grün stehen.
Bewusstsein für Betrug und Risiken muss Teil der DNA des Unternehmens werden
Um all dies in die Tat umsetzen zu können, mussten wir von unserem alten System Abschied nehmen, bei dem eine Trennung zwischen Underwriting und Schadensregulierung bestand. Bei der Beurteilung des Antrags nutzen wir ergänzend auch Informationen aus externen Quellen. Dies können zum Beispiel Informationen über frühere – nicht gemeldete – Schäden oder der angegebene Wert von Fahrzeug und Zubehör sein. Die Genauigkeit der verfügbaren Daten über Fahrzeug und Versicherungsnehmer wird dabei ebenfalls berücksichtigt. Zusätzlich kommen auch Informationen, die in der Schadensregulierung gesammelt wurden, zum Tragen, etwa frühere Schadensforderungen, Betrugsversuche oder Beziehungen zu bereits identifizierten Betrügern. Durch eine intelligente Analyse dieser Daten gewinnen wir ein klares Bild des Antragstellers und des zu versichernden Fahrzeugs, sodass wir eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen können.
Während früher Underwriting und Schadensregulierung separat tätig waren und jede Abteilung sozusagen auf ihrer eigenen Insel operierte, muss heute eine Kultur der Zusammenarbeit entstehen. Die Mitarbeiter müssen voneinander lernen, die Kasuistik gemeinsam studieren und vereint prüfen, welche Informationen verfügbar und nützlich sind. Sie müssen echte Kollegen werden und die Früchte dieser Anstrengungen gemeinsam ernten.
Zufriedenere Kunden und bessere Ergebnisse durch Kooperation
Die Notwendigkeit einer funktionierenden Zusammenarbeit ist jedoch nicht auf diese beiden Abteilungen begrenzt. Das Bewusstsein für Risiken und Betrug muss zu einem Teil der DNA des Unternehmens werden, vom Underwriting und den Rechts- und Complianceabteilungen über die Schadensregulierung bis hin zur Produktentwicklung und zum Vertrieb. Selbstverständlich darf dabei auch die Geschäftsleitung nicht außen vor bleiben. Ohne das Engagement und die Inspiration der Führungskräfte, die gegenläufige Interessen gegeneinander abwägen müssen, ist jede Änderung eine Sackgasse.
Mit unseren modernen Datensystemen und einer Kultur der Zusammenarbeit erzielen wir ein ausgewogenes Versicherungsportfolio und gewinnen einen guten Überblick über die bestehenden Risiken. Ich bin davon überzeugt, dass dies zu besseren Produkten, zufriedeneren Kunden und zu einem besseren Geschäftsergebnis führen wird.