Interview mit FRISS Geschäftsführer Jeroen Morrenhof.
2017 ist FRISS zehn Jahre alt geworden. Seit der Gründung des Unternehmens haben Geschäftsführer Jeroen Morrenhof und seine inzwischen gut 100 Kollegen dafür gesorgt, dass der FRISS-Score der Standard für Risikomanagement und Betrugserkennung in Europa geworden ist. Aber damit gibt FRISS sich nicht zufrieden. Im Gegenteil: Der nächste Meilenstein ist es, zum globalen Standard auf diesem Gebiet zu werden.
Sprung nach vorn
2017 war ein gutes Jahr, in erster Linie für unsere Kunden, denn für sie konnten wir einen echten Mehrwert bieten. Auch die Anzahl der Kunden ist gestiegen, nicht nur in den Niederlanden, sondern vor allem auch im Ausland. Den größten Umsatz erzielen wir zwar nach wie vor in den Niederlanden, aber das stärkste Wachstum zeigt sich bei den Aktivitäten im Ausland, und dort wollen wir nun einen wirklich großen Sprung machen. Vor allem in den 20 für die Versicherungswirtschaft bedeutsamsten Ländern wollen und können wir in erheblichem Umfang wachsen.
Dass wir die Chance haben, unser Wachstum beschleunigt fortzusetzen, haben wir ausschließlich unseren Kunden zu danken, die uns und unseren Mitarbeitern, die jeden Tag für sie bereitstehen, ihr Vertrauen schenken. Egal, wie stark wir wachsen: Für mich steht fest, dass wir das nur schaffen können, wenn wir “wir selbst“ bleiben und an unserem wichtigsten Ziel festhalten, nämlich der Bildung eines verlässlichen Versicherungsmarkts mit gesunden Portfolios und ehrlichen Versicherungsbeiträgen. Das ist es, wofür wir kämpfen.
Ausbauen und Erweitern des Geschäfts
Um diese Ziele zu erreichen, werden wir unsere Tätigkeit in Europa umfangreich ausbauen und uns zügig auch auf andere Regionen ausdehnen, vor allem nach Latein- und Nordamerika. In einigen dieser Länder sind wir bereits mit unserem Partner Munich Re aktiv. Die nordamerikanischen Versicherer sind begeistert von unserem Produkt, doch bisher haben diesen Markt noch nicht aktiv bearbeitet. Das wird sich nun ändern: 2018 eröffnen wir eine Niederlassung in den USA.
Gleichzeitig setzen wir noch stärker auf die weitere Optimierung unseres Dienstleistungsangebots für Bestands- und Neukunden. Daran arbeiten unsere Entwickler jeden Tag, das FRISS-Labor sucht für die Zukunft immer weiter nach neuen Wegen. Im kommenden Jahr werden wir stark auf die Weiterentwicklung des Datenpoolings setzen. Dazu später noch mehr.
VentureClash
Unser Engagement wurde durch die Auszeichnung mit dem ersten Preis beim „VentureClash 2017“ bestätigt. Ziel dieses internationalen Wettbewerbs um Investitionsgelder ist es, junge und schnell wachsende Unternehmen dabei zu unterstützen, vom Bundesstaat Connecticut aus auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen. Nach mehreren Runden wurden unter den 400 Teilnehmern wir zum Sieger des Wettbewerbs gekürt. Ich bin wahnsinnig stolz darauf, dass wir das zusammen geschafft haben. Zahlreiche amerikanische Versicherungsgesellschaften haben ihren Sitz in Connecticut. Als Gewinner des Wettbewerbs erhalten wir nicht nur 1,5 Millionen Dollar an Investitionsgeldern, sondern wir bekommen auch die Chance, zusammen mit dem Versicherungsunternehmen The Hartford ein Innovationsprojekt zu realisieren. The Hartford wird damit zu unserem ersten Kunden in den Vereinigten Staaten.
Der Wettbewerb hat uns nicht nur ein fantastisches Preisgeld, sondern auch viel Öffentlichkeit und Anerkennung für unsere Lösungen eingebracht. Dies macht uns noch sicherer, dass es jetzt dringend an der Zeit ist, den Schritt über den Atlantik zu wagen.
Begeisterte Anleger
Um schnell wachsen und unser Geschäft ausbauen zu können, sind Investitionen unverzichtbar. Das Preisgeld des VentureClash können wir dafür natürlich gut gebrauchen, aber das alleine reicht natürlich nicht. Wer in Amerika Fuß fassen will, muss Tempo machen und in großem Maßstab denken: „Go big or go home“ ist aus gutem Grund ein in der amerikanischen Wirtschaft verbreitetes Sprichwort. Genau so machen wir es: Nicht kleckern, sondern klotzen.
Die Entwicklung der ersten zehn Jahre haben wir vollständig aus eigenen Mitteln finanziert, und auch das macht mich stolz. Auf diese Weise haben wir eine so starke Marktposition errungen und soviel Vertrauen, Engagement und Energie gewonnen, dass wir uns entschieden haben, unser Wachstum durch externe Finanzierung zu beschleunigen. Dieses Vorhaben ist geglückt, und das stärkt uns in der Überzeugung, dass unsere Ambitionen absolut realistisch sind. Verschiedene Anleger haben ihr Interesse an unserem Unternehmen bekundet. Am Ende haben wir uns für zwei von ihnen entschieden: Aquiline Technology Growth (USA) und Blackfin Capital Partners (Frankreich).
Beide verfügen über umfangreiche Erfahrungen mit der Entwicklung und Professionalisierung von InsurTech-Unternehmen. Auch kennen beide sich, was die Versicherungsbranche betrifft, gut in Nordamerika, Europa, dem Nahen Osten und Afrika aus. Sie investieren zusammen 15 Millionen Euro in unsere Vorhaben. Ungefähr ein Drittel davon verwenden wir für unsere Pläne in Nordamerika und Kanada, während der Rest in den Ausbau unserer Aktivitäten in Europa und Südamerika und natürlich in unsere Entwicklungsabteilung, die wie gewohnt in Utrecht bleibt, fließen soll.
In Amerika macht man Geschäfte mit dem Boss
Auch für mich ganz persönlich hat diese Entwicklung Folgen. Als Geschäftsführer werde ich einen Großteil meiner Kraft dem Aufbau des Geschäfts in den Vereinigten Staaten widmen. In Amerika macht man Geschäfte am liebsten direkt mit dem Geschäftsführer. Deshalb werde ich einen Großteil der Zeit vor Ort verbringen. Um dies zu ermöglichen (und um nicht die ganze Zeit im Flugzeug sitzen zu müssen), haben meine Frau und ich uns entschieden, im Sommer in die USA zu ziehen, zumindest für ein paar Jahre, bis wir dort festen Boden unter den Füßen haben. Das ist für uns beide natürlich eine spannende Sache. Meinen Posten als Geschäftsführer behalte ich, die übrigen fünf Mitglieder der Geschäftsführung bleiben in den Niederlanden.
Innovation im FRISS-Labor
Wachstum und die Ausdehnung des Geschäfts auf andere Länder sind zwei wichtige Ziele für die kommenden Jahre. Zum globalen Standard werden – das ist nicht nur für uns als Unternehmen ein sinnvolles Ziel, sondern auch für die Versicherungsbranche und die Versicherten.
Wir werden von Utrecht aus weiter an neuen Entwicklungen arbeiten und neue Möglichkeiten erkunden, Risiken zu prognostizieren und zu begrenzen sowie den Betrügern stets eine Nasenlänge voraus zu sein. Das FRISS-Labor trägt dazu bei. Hier sind viele kluge Köpfe unablässig damit beschäftigt, nachzudenken und mit neuen Möglichkeiten zu experimentieren – ohne „Praxisdruck“, denn längst nicht jede Idee lässt sich in die Tat umsetzen. Die Mitarbeiter im FRISS-Labor müssen ausreichend Freiraum haben, ohne dass der CFO ihnen unablässig über die Schulter schaut und fragt, was denn dabei herauskomme.
Datenpooling
In der nächsten Zeit werden wir auch dem Thema Datenpooling größere Aufmerksamkeit schenken. Egal, wie gut die Daten im Unternehmen und wie fortschrittlich die Analysetools sind – häufig bringen Informationen vor allem dann einen Mehrwert, wenn sie mit Daten anderer Organisationen (zum Beispiel anderer Versicherer im In- und Ausland oder sonstiger Einrichtungen) kombiniert werden. So lassen sich Verhaltensmuster und organisierter Betrug aufdecken.
Ehrlichkeit im globalen Versicherungswesen
2018 und die folgenden Jahre werden eine spannende Zeit, denn wir bleiben ambitioniert und haben auch allen Grund dazu. Wir können uns auf unsere äußerst engagierten und loyalen Mitarbeiter verlassen, die mit viel Energie und Kreativität an Lösungen für unsere Kunden arbeiten. Ich gehe davon aus, dass unser zukünftiges Wachstum und unser Vorhaben, den FRISS-Score zum globalen Standard weiterzuentwickeln, dazu führen wird, dass wir in wenigen Jahren bis zu 250 Mitarbeiter zählen werden. So können wir weltweit dazu beitragen, ehrliche Versicherungen für jedermann erhältlich und bezahlbar zu machen.