Der Verkauf von Autoversicherungen auf der Grundlage von Telematik, u. a. „Pay How You Drive“-Versicherungen, ist in Großbritannien im letzten Jahr um 40% gestiegen. Die Zahlen stammen von der British Insurance Brokers‘ Association (BIBA).
Vor allem junge Engländer entscheiden sich in großer Zahl für die modernen Versicherungen. Sie können hiermit pro Jahr etwa 1000 Pfund ihrer Versicherungsprämie einsparen, weil in den neuen Versicherungspolicen gutes Fahrverhalten belohnt wird. Im Dezember 2014 waren von diesen „neuen“ Versicherungen insgesamt 323.000 Stück verkauft worden. Aktuell steht der Zähler bereits auf 455.000 abgeschlossenen Policen.
Versicherer prüfen mittels Telematik das Fahrverhalten eines Versicherten und verwenden anschließend die Echtzeitdaten zur Berechnung der Prämie. Hierfür ist ein Stecker nötig, der mit Software und Sensoren ausgestattet ist und der im Fahrzeug des Versicherten installiert wird. Darüber hinaus gibt es natürlich auch Software zur Verarbeitung und zur Einsichtnahme in die erhaltenen Daten. Die Sensortechnologie registriert den Standort, die Geschwindigkeit, die Beschleunigung und die G-Kräfte, denen das Auto bei Richtungsänderungen oder beim Durchfahren von Kurven ausgesetzt ist. Hierdurch erhält die Versicherungsgesellschaft beispielsweise Einblicke in das Brems- und Beschleunigungsverhalten des Versicherten und Informationen zur tatsächlichen und durchschnittlichen Fahrgeschwindigkeit.
Es gibt unterschiedliche niederländische Versicherer, die diese Technik verwenden und die für gutes Verhalten Punkte vergeben und für schlechtes Verhalten Punkte abziehen. Nach einem Jahr ändert der Versicherer die Prämie auf der Grundlage der erreichten Punktzahl. Mit Telematik kann der Versicherte der Versicherungsgesellschaft zeigen, dass die eigene Fahrleistung gut ist, und kann er hierfür direkt belohnt werden.
FRISS Consultant Wouter Joosse sieht diese Entwicklung positiv: „Es ist ein schnelles, transparentes und kontrollierbares System – und es passt besser zur heutigen Zeit als ein Schadensfreiheitsbonus. Ich kann mir gut vorstellen, dass daraus ein System hervorgeht, bei dem die Versicherungsprämie monatlich auf der Grundlage der erzielten Punktzahl und/oder basierend auf den gefahrenen Kilometern geändert wird.“
In den aktuellen Bedingungen der meisten Policen steht, dass die registrierten Daten ausschließlich zur Berechnung der Prämie genutzt werden. Joosse ergänzt: „Ehrliche Menschen werden sich keine Sorgen machen über die Tatsache, dass ihr Standort und ihre Fahrwege registriert werden, weil das bereits mit den Mobiltelefonen möglich ist, die wir mit uns führen. Nichtsdestotrotz müssten Versicherte sich gut informieren, wie lang die Daten aufbewahrt werden. Und wenn sie nicht möchten, dass ihre Bewegungen gespeichert werden, dann ist es möglich, die Box entfernen zu lassen. Das hätte selbstverständlich Auswirkungen auf ihre Prämie, weil Telematik auf dem Prinzip basiert, dass für die Bestimmung der Höhe der Prämie das tatsächliche Fahrverhalten herangezogen wird.“
Die im Rahmen von Telematik gesammelten Daten bieten einen weiteren Vorteil: Nach Unfällen kann mit diesen problemlos die Position und die Fahrtrichtung rekonstruiert werden. Hiermit können Schadensforderungen präzise rekonstruiert werden; Messangaben sind schließlich grundsätzlich objektiver als Zeugenaussagen.
Quellen: British Insurance Brokers’ Association (BIBA) und am:web.